ZWISCHEN DEN ZEILEN
IST UNTERM STRICH

384 Aphorismen, Paperback,
2018 in Books on Demand, Norderstedt
Nicht mehr erhältlich
Sämtliche Aphorismen
sind nur noch im
Aphorismen-Sammelband
gedruckt verfügbar.
INHALT
Zwischen den Zeilen
ist unterm Strich.
*
Beim Aphoristiker:
Darf´s etwas weniger sein?
*
Die Dinge sind, wie
sie sind.
Aber wer macht sie so?
*
Alle Freundlichkeit
ist aus der Welt.
An ihrer Stelle nur noch:
Was kann ich für Sie tun?
*
Früher war alles
besser.
Aber nichts gut.
*
Ein Provinznest.
Mit reichlich Kuckuckseiern.
*
Ein Verstand, so scharf
wie ein Messer. Leider neben
einem Teller Suppe.
*
Nur eine Ausnahmesituation!
tröstet sich das gerupfte Huhn.
*
Der Ängstliche
fürchtet Personen.
Der Furchtlose Situationen.
*
Keine Angst,
sagte die Würgeschlange
zum Warzenschwein:
Ich habe alles im Griff.
*
Passionsspiel.
Der Oberammer-GAU.
*
Geistliche sind Gläubige,
die dem lieben Gott
gern mal zu nahe treten.
*
Je geringer die Gefahr
ist,
daran sterben zu müssen,
desto frömmer hängen
die Leute am Kreuz.
*
Der Katholizismus
ist ein Geschenk, für das
man sich sein Lebtag
bedanken kann.
*
Die Bibel. Eine
äußerst strapazierfähige
Auslegeware.
*
Ob es einen Gott gibt,
ist seine Sache.
*
Der Comedian. Er bricht
in einen Scherz aus.
*
Die Kirchen.
Miteinander über Kreuz.
*
Boulevardzeitung.
Eine Überschrift
ohne was drunter.
*
Weltenbummler:
Globetrottel.
*
Lärm macht laut.
*
Schweigen
kann man auch allein.
Zur Stille braucht es zwei.
*
Die irrige Vorstellung,
Stille durch Ruhe
wiederherstellen zu können.
*
Er denkt so tief - und ist
ein so stilles Wasser -,
dass seine Frau ihm strikt
verboten hat, allein in die
Badewanne zu steigen.
*
Täglich bügelt
sie ihm
seine Sachen auf. Er ist
aber noch nicht aus der Tür,
schon legt er seine Stirn
wieder in Falten.
*
Keine Stille
gleicht der anderen.
*
Rede sich, wer kann!
*
Für ein Echo riskiert
mancher seinen Ruf.
*
Dass in Büchern
sehr viel mehr geblättert
als gelesen wird, unterstreicht
nur ihre unmittelbar
erfrischende Wirkung.
*
Aphorismen dürfen
einander widersprechen.
Das unterscheidet sie
von Leersätzen.
*
Neue deutsche
Rechtschreibung:
rau und ro.
*
Aus Ernst kann leicht
Spiel werden.
*
Ratschlag
eines Aphoristikers:
Nimm in Augenschein
und zieh in Betracht!
Du musst nicht alles
fokussieren.
*
Modalitäten.
Er befindet sich stets
in einem anderen Modus.
*
Fokusmodushokuspokus.
*
Dem Humanen
am nächsten
ist der Humor.
*
Im Scherz liegt aller Ernst
der Welt. Im Ernst
ihr ganzes Elend.
*
Arztbesuch.
Wenn der Kranke sich
zum Armen schleppt.
*
In der Medizin sollen
künftig
verstärkt künstliche Kunstfehler
zum Einsatz kommen.
*
Sie begeistert sich
für Krankheiten jeglicher Art,
kann sich aber
für keine entscheiden.
*
Die Zeit, die er dem Tod
durch regelmäßige
Gymnastik abtrotzt, fristet er
mit Kniebeugen und
Liegestützen.
*
Keine Zeit zu haben,
ist das Kennzeichen
einer vergeudeten Existenz.
*
Jeder weiß,
dass er sterben muss.
Aber nicht alle glauben daran.
*
Ein Auto ist das
schnellste Mittel,
die weitesten Umwege
zu machen.
*
Sein Auto ist
so verletzlich, dass er
einen Verbandskasten
stets bei sich führt.
*
Es soll Leute geben,
die ihr Auto als
Gebrauchsgegenstand
misshandeln.
*
Ein-Euro-Job.
Eine kleine
Habachtstellung.
*
Arbeitsagentur.
Karrierefreier Zutritt
zu allen Räumen.
*
Der Rückwärtsgang
ist eine vertrauensbildende
Maßnahme zwischen den
verfeindeten Autofahrern.
Gebraucht wird er
eigentlich nicht.
*
Die Gaffer weiden
das Opfer aus.
*
Tragödien rangieren
in der Publikumsgunst
noch vor den Komödien.
*
Der Bedarf an Bedürftigen
scheint stetig zu wachsen.
*
Wenn das Maß
voll ist, wird zur Mäßigung
aufgerufen.
*
Es genügt, das
Wort
dann zu ergreifen,
wenn man sprachlos ist.
*
Sprache ist ständig
im Fluss. Und alle Zuflüsse
sind stark belastet.
*
Zurecht misstraut er
der Sprache. Jahrelang hat sie
ihn verraten, und er hat es
nicht gemerkt.
*
Pseudokrupp?
Völlig aus der Luft gegriffen.
*
Alles Endlose erschreckt.
Nur immer glücklich
glaubt jeder sein zu können.
*
Es steht ihm auf der
Stirn
geschrieben, dass er sie
jedermann bieten will.
*
Die meisten Geehrten
übersehen die Schleife
am Lorbeerkranz:
Ein letzter Gruß.
*
Die letzte Ehre
ist für manchen die erste.
*
Der Verweis auf den
noch Ärmeren macht
den Armen noch ärmer.
*
Erfolge
an der Arbeitsmarktfront!
Eine Stellung nach
der anderen genommen.
*
Die Piratisierung
der staatlichen Betriebe
ist schon erfreulich
weit fortgeschritten.
*
Lass dich ruhig
für dumm verkaufen!
Das eröffnet konspirative
Möglichkeiten.
*
Galeerensklaven
haben jedes Recht,
aus dem Ruder zu laufen.
*
Nicht alles,
was wir wahrnehmen,
wollen wir auch wahrhaben.
*
Zwei linke Hände
sind kein Ausweis
von Geistesgröße.
*
Wenn alle an einem
Strang
ziehen, braucht man
keinen Henker.
*
Wo Hand in Hand
gearbeitet wird,
hat keiner eine frei.
*
Er meditiert sich locker
in den Schneidersitz,
ergreift dann aber
weder Zwirn noch Faden.
*
Die Ausschreibung
für den Sprecherposten
war erfrischend offen ausgefallen:
Geschickter Lügner gesucht.
*
Lügen wie gedruckt.
Etwas für Anfänger
in vorvirtueller Zeit.
*
Öffentlich ist
er
von seiner Meinung
abgerückt. Aber heimlich
hält er noch Kontakt.
*
Er ist noch nicht sicher
im Lügen. Er glaubt sich noch
nicht alles, was er sagt.
*
Selbstzensur.
Die Schere im Kopf geht
immer weiter auseinander.
*
Wer die natürliche
Intelligenz
vertreibt, erhält die
trainierten Schlaumeier.
*
Von Leuten, die sich
nicht
zu Beginn ihrer Rede straffen,
darf man einen unendlichen
Sermon erwarten.
*
Die Gedankengänge,
in die er einlädt, sind so niedrig,
dass man sogar bäuchlings
seinen Kopf anstößt.
*
Öffentliche Kopfgeburt.
Achtung, es folgt noch
die Plazenta!
*
Eine bessergestellte
Frage. Mit Anspruch
auf eine affektierte Antwort.
*
Showdown.
Sie gehen aufeinander zu.
*
Mach dir keinen
Kopf!"
Ich bemühe mich.
*
Je mehr einer redet,
desto unredlicher wirkt er.
*
Die Chemie zwischen
ihnen stimmt. Es kommt
regelmäßig zur Explosion.
*
Je dümmer ein
in ein hohes
Amt gelangter Mensch ist,
desto lauter schwillt das Geraune,
wie klug er insgeheim sei.
*
Er hat eine klare Botschaft.
Kann sie aber nicht ausrichten.
*
Am geschwätzigsten
sind die Menschen,
die auf die Redseligkeit
anderer hinweisen.
*
Das Ziel der Macht
ist die Macht. Nicht über
lästige Bürger, sondern über
gefährliche Konkurrenten.
*
Die mächtigsten
Leute haben
die eifrigsten Fürsprecher.
*
Die größte
Macht wird
mit den geringsten Mitteln
errungen. Die geringste
mit den größten verteidigt.
*
Ich gestehe: Gegen
den
jeweiligen Innenminister
bin ich voller Ressortiments.
*
Am beliebtesten beim
Reiseweltmeister ist der
Außenminister. Gleichgültig,
wohin er warum fährt.
*
Die sattsam bekannte
Unleidlichkeit des Außenministers
rührte her aus dem ständig
in seiner Brust tobenden Widerstreit,
was prächtiger wäre: das
Amt
durch ihn oder er durch das Amt.
*
Er hat sein Profil
geschärft.
Wann immer sich ein Blick
auf ihn richtet, reckt er
energisch das Kinn vor.
*
Ab und zu lässt
der Mächtige
ein freundliches Wort fallen.
Und registriert genau,
wer sich noch danach bückt.
*
Am Hofnarren interessiert
den Mächtigen nur,
wie er seinen Kopf
aus der Schlinge zieht.
*
Die Fenster der finstersten
Figuren sind am festlichsten
erleuchtet.
*
Gipfeltreffen.
Zunächst gilt es,
das gemeinsame
Gezetere festzulegen.
*
Der Empfang. Lauter
hochgradig geladene Gäste.
*
Parlamentarismus.
Das Plenum ein Vakuum.
*
Täten ernsthafte
Politiker
das, was sie insgeheim
für notwendig hielten, würden
sie
jede Misswahl gewinnen.
*
In manchen Ländern
sind die Wahlen so geheim,
dass niemand weiß, wann
welche stattgefunden haben.
*
Nach der Wahl. Nur
ein paar
geplatzte Regierungswechsel.
*
Unerwünschte
Mehrheitsentscheidungen
gelten der Minderheit
als populistisch.
*
AfD? Man kann es
nicht allen rechts machen.
*
Germanisch-depressiv.
*
Der Nichtwähler
ist das
bequemste Ziel untätiger Politik.
*
Rechts von ihm darf
es
keine Partei geben.
Und links auch nicht.
*
Karriereleiter.
Die unten festhalten, geraten
schnell aus dem Blick.
*
Das Volk ist das Souterrain
des Staates.
*
Große Koalition.
Wertkonservative und Wertfreie.
*
Er dankt seiner Frau
und seinen Wählern.
So wahr ihm Gott helfe!
*
Nicht jeder elder statesman
war zuvor ein edler Staatsmann.
*
Gib acht, dass der,
der seinen Hut nimmt,
kein Kaninchen daraus zaubert.
*
Rücktritt vom
Rücktritt.
Der Süchtige bleibt
allzeit gefährdet.
*
Er hat sein Gesicht
verloren.
Und jetzt sollen alle ihm
beim Suchen helfen.
*
Kein Staat - viel Ehrenamt.
*
Der alte Fuchs ergreift
das Wort und spricht in Richtung
der jungen Hasen: Ich bitte doch sehr
um konstruktive Kritik, was
meine Fressgewohnheiten angeht!
*
Aus einer Versammlung
der Chamäleons.
Wer wird als erster rot?
*
In jedem Chamäleon
verbirgt sich ein wahrer Löwe.
*
Die Satire räumt
das Feld.
Von Tretminen.
*
Ein Aphoristiker braucht
keinen Witz für eine Pointe.
*
Entschuldigung.
An manchen Tagen
fliegen einem Gedanken zu
wie Mückenschwärme im Sommer.
Es ist unmöglich, sie alle
auf einmal totzuschlagen.
*
Aphorismen sind die
zitierfähigen Kurzfassungen
verworfener Gedanken.
*
Die drei Affen. Alles
hören,
alles sehen, alles sagen.
*
Wie ärgerlich!
Nicht einmal
alle Pflanzen sind Vegetarier.
*
Beobachtung im Zoo:
Ein Papagei lehrt jeden reden.
*
Katzen halten sich
lieber
eine Frau als einen Mann.
*
Klappern gehört
zur Schlange.
*
Federn, die nicht beflügeln,
sind ein zweifelhafter Schmuck.
*
Sie erwidern sich an.
*
Sie macht ihm eine
Szene.
Und er daraus ein Drama.
*
Eheschließung.
Beide vertrauen darauf,
zur Not vom anderen
verlassen zu werden.
*
Kaminholz. Hinter
jedem Haus ein
gewaltiger Scheiternhaufen.
*
Was nützt es,
jemanden
zur Vernunft zu bringen,
wenn er anschließend
nicht bei ihr bleiben will?
*
Nach der Scheidung.
Wo haben Sie gedient?
*
Er zeigte sich ihrer
Fürsorge
nicht gewachsen.
*
Wie jeder weiß,
tut sie sehr viel Gutes
im Verborgenen
*
Sein Gewissen ist rein
wie ein Taufkleid.
Und täglich zwängt er sich
neu hinein.
*
Die Unschuld ist ein
Kleid,
das erst wieder passt,
wenn man aus ihm
herausgewachsen ist.
*
Sie muss immer das
letzte Schweigen haben.
*
Das reine Gewissen?
Eine allzu abstrakte Vorstellung.
*
Angesprochen auf ihre
Schuld,
fallen die meisten Täter
in tiefe Bewusstlosigkeit.
*
Er musste sein Gewissen
wegwerfen. Es war
schlecht geworden.
*
Das Unschuldslamm.
Gibt es andere Lämmer?
*
Am rohesten
sind die Ausgekochten.
*
Eine zündende
Idee
allein reicht nicht. Man muss
auch genügend Stroh
im Kopf haben.
*
Feuerwerke brennt sie
nicht gerade ab. Aber mit
schöner Regelmäßigkeit
geht ihr ein Teelicht auf.
*
Ein ordentlicher Tischler
würde sich einer unbequemen
Wahrheit sicherlich schämen.
Ein ordentlicher Professor
lässt sich bequem
auf ihr nieder.
*
Der Schaden, den er
regelmäßig anrichtet,
hielte sich in Grenzen,
verzichtete er anschließend
auf alle Rettungsversuche.
*
Prinz Tollpatsch. Mit
der Tür
ins Schloss gefallen.
*
Er ergriff die Gelegenheit
beim Schopfe, bekam sie aber
nur bei der Frisur zu fassen.
*
Heiratet eine Prinzessin,
fühlt sich die Erbse unter ihrer
Matratze angenehm beteiligt.
*
Bildungsbürgertum.
Anerlesener Geschmack.
*
Doctor honoris causa.
Ein ausgezeichneter
Bekanntheits-Grad.
*
Ein Orden erster Klasse.
Am Gängelband.
*
Wenn sich etwas
nicht in ein, zwei Sätzen
ausdrücken lässt, kann das
auch am Satzbau liegen.
*
Viele seiner Aphorismen
gehen schon in die sechste
oder siebte Auflage. So häufig
schreibt er sie in sein Büchlein
hinein und wieder heraus.
*
Es gibt Autoren, die
überschreiben ihre Bücher
nur.
Andere verleihen ihnen sofort
die ehrenvollsten Titel.
*
Im Leben eines anderen
findet man sich stets besser
zurecht als in seinem eigenen.
*
Von denen ohne jede
Hoffnung
werden die allerhöflichsten
Redewendungen erwartet.
*
Er ist bemüht,
seine Texte
so abzufassen, dass jeder,
der sie überfliegen will,
mit Sicherheit ins Trudeln gerät
und zuverlässig abstürzt.
*
Wenn er kindlich nicht
bleiben und erwachsen nicht
werden darf, wird der Mensch
irgendwann kindisch.
*
Die Kindheit
ist das am weitesten
verbreitete Schicksal.
*
Kinder müssen
alles anfassen.
Erwachsene alles andenken.
*
Gibt es etwas Schändlicheres,
als ein Thema nur mal kurz
anzureißen und dann halbtot
liegenzulassen?
*
In der Schule.
Mancher bekommt
nur Wunden beigebracht.
*
Altersweisheit ist
die Form
von Dummheit, zu der ein Kind
erst noch heranreifen muss.
*
Sie gibt ihr Alter
mit einer Anzahl
von Jahren an, die eher durch
Subtraktion als Addition zustande
gekommen zu sein scheint.
*
Das Rabenkind
liebt niemanden mehr
als seine Rabenmutter.
*
Einem halb eingeschlagenen
Nagel kann man keine
neue Richtung geben.
*
Was einem die eigene
Mutter ist, wissen am besten
deren andere Kinder.
*
Wer seine Phantasie
spielen lässt, darf sich nicht
wundern, wenn sie schmutzig
nach Hause kommt.
*
Frucht der Nachhaltigkeit.
Erstes Biokind geboren!
*
Er tut alles dafür,
dass seine Kinder es später
einmal besser machen.
*
Die herrlichsten Früchte
werden in der irrigen Meinung
hervorgebracht, sie seien
für den Eigenbedarf bestimmt.
*
Mit Kindern kann man
nicht viel mehr richtig machen,
als dass man sie hat.
*
Altersmilde. Er klagt
über die ersten Zimperlein.
*
Einen guten Koch
muss man sich warmhalten.
*
Manche Köche wissen
gar nicht,
was sie alles anrichten.
*
Schlaraffenland ist
überall dort, wo das Zubereiten
der Speisen größeres Vergnügen
bereitet als das Essen.
*
Woher nimmt
das Geschmacklose seinen
Bei- und Nachgeschmack?
*
Die Traube ist süß.
Die Rosine süßer.
*
Macht euch die Erde
untergang!
*
Das Universum dehnt
sich
nach allen Seiten aus.
Möglichst weit weg
von der Erde.
*
Wohl immer gab es Menschen,
denen der Sternenhimmel
nicht gefiel. Neu ist der Typus,
der ihn sich nicht mehr
gefallen lassen will.
*
Brandung. Wie heftig
das Meer sich
gegen das Festland wehrt!
*
Weltuntergang. Kompetente
Werbepartner gesucht!
*
Der geheime Offenbarungseid
des Johannes.
*
Götter, die sich
offenbaren,
geben zu erkennen, dass
sie sich zu lange verborgen
gehalten haben.
*
Je unseliger der Glaube,
desto größer der Drang,
ihn zu verbreiten.
*
Vorstellbar ist mir
eine Religion, deren Missionare
im Gegenzug den Glauben
der Bekehrten annehmen.
*
Ein zu Unrecht gelobtes
Land.
*
Menschen begehen Sünden.
Götter Religionen.
*
Um die Zukunft der
Religion
muss einem nicht bange sein.
Die Menschheit wird sich
ständig neue erfinden.
*
Ein Gewitter, so gewaltig,
dass die Protestanten gelobten,
Katholiken zu werden.
Und die Katholiken Christen.
*
Glauben ist eine Frage
des Wollens: Man kann alles
glauben, was man will.
Sogar das, was andere wollen.
*
Ist ein Mensch
satisfaktionsfähig, wenn er
einen Gott beleidigt hat?
*
Defensor fidei.
Zieh in Betracht, dass es sich
um einen Pflichtverteidiger
handeln könnte.
*
Opus Diaboli. So wenig,
wie sie sich eine Religion ohne
Wundmale vorstellen können,
so wenig eine tiefe Empfindung
ohne blaue Flecken.
*
Der öffentliche
Zölibatär.
Er steht in seinem Leben
wie ein verschlossener Sarg
in einem offenen Grab.
*
Wofür gestorben
wird,
dafür wird auch getötet.
*
Die stille Hoffnung,
dass die Toten
vom Totsein mehr verstehen
als die Lebenden vom Leben.
*
Bestimmt gibt es
unter den Toten jemanden,
der freiwillig über die Einhaltung
der Friedhofsruhe wacht.
*
Wie viel mehr Grund
hätten die Toten,
um die Lebenden zu weinen.
*
Militarismus. Ein Glaube,
der Särge versetzt.
*
Ein Blick in die Geschichtsbücher
lehrt: Nicht ob ein Krieg kommt,
war jemals die Frage,
sondern immer nur wann.
*
Der Mantel der Geschichte
bedeckt ihre Blößen nur notdürftig.
*
Mancher Zaun scheint
nur errichtet,
um jederzeit einen Streit
von ihm brechen zu können.
*
Krieg war gestern.
Die Kunst heute besteht darin,
die Erde mit friedlichen Mitteln
zu zerstören.
*
Destroyhand-Gesellschaft.
*
Bald werden unsere
Städte
so herunter sein, dass es
am billigsten kommt, sie in
Gedenkstätten umzuwidmen.
*
Machen wir noch etwas
Politik
oder gehen wir gleich
in die Wirtschaft?
*
Manchem Zeitgenossen
kann man nur aus dem Weg gehen,
indem man auf die Straße tritt.
*
Deutschland
hat beste Beziehungen
zu allen Herrenländern.
*
Der Bundespräsident.
Das leibliche Oberhaupt
der Deutschen.
*
Was zu Deutschland
gehört,
zeigt die Landkarte.
*
Deutschland wird
am Hindukusch verteidigt.
Genauer: die Bundeswehr.
*
Ein Hemd, das
vorletzte Woche
sauber war, kann heute
nicht schmutzig sein."
*
Er tat so überrascht,
dass man vor Staunen
gern woanders gewesen wäre.
*
Wir leben in schlechten
Zeiten:
Die Guten schämen sich.
*
Wer nicht im Guten
solidarisch sein will,
wird es im Bösen.
*
Je intensiver einer
an sich denkt, desto schneller
vergisst er sich.
*
Die man nicht
beschämen kann - von denen
muss man sich trennen.
*
Niemand ist so lästig
präsent
wie der, der nur auf sein
Fortkommen bedacht ist.
*
Einen Menschen abgewandt
sich schnäuzen zu sehen,
nimmt hilflos für ihn ein.
*
Manager: Millionizionäre.
*
Banken & Versicherungen.
Hart im Nehmen.
*
Der Finanzberater.
Er hat eine exzellente
Hinterziehung genossen.
*
Der Bank-Nachbar
aus Schulzeiten. Heute
schreibt er von der Steuer ab.
*
Auch den Vorwurf,
korrupt zu sein,
nimmt er höchstpersönlich.
*
Der Lobbyist.
Voller bestechender Ideen.
*
Kranke Anliegen
müssen herangetragen werden.
*
Die Börse gibt
täglich Anlass
zu den wildesten Spekulationen.
*
Der Profit gilt nichts
im eigenen Land.
*
Nicht in jedem Haus
ist willkommen, wer etwas
an den Füßen hat.
*
Seine Absichten sind
nicht
halb so lächerlich
wie seine Ansichten.
*
Ein ganz übler
Rankingschmied.
*
Bedürfnisse richten
sich
selten nach dem Bedarf.
*
Es heißt, unsere
Gesellschaft
werde immer kälter.
Dafür erwärmt sich das Klima.
*
Großfamilien
sind Verbände
ohne klare Strukturen: Man weiß
nie, ob man noch zu den nahen
Angehörigen zählt. Oder schon
zu den entfernten Verwandten.
*
Der Monsignore.
Ein rechtschaffener Arbeiter
im Weinkeller des Herrn.
*
Nicht jeder Winzer
versteht es, Wein in Wasser
zu verwandeln.
*
Alkohol: Trinkelizer.
*
Wie kann das Fleisch
stark sein, wenn der Geist
willig ist?
*
Vor einer Versuchung
ist man so lange sicher,
wie die Wirkung,
ihr erlegen zu sein,
gerade noch anhält.
*
Alles, was ein Mensch
unternimmt, soll
seiner Beruhigung dienen.
Auch das Aufregendste.
*
Alkoholismus.
Die Grenzen sind fließend.
*
Aufgespritzte Lippen.
Ihre aerogene Zone.
*
Ein freundliches Gesicht
ist anziehender
als ein schönes.
*
Jemanden grüßen,
ist selten mehr als
reine Höflichkeit. Jemanden
bewusst nicht grüßen,
kaum weniger als
ein Verbrechen.
*
Es gibt kein größeres
Geschenk
als die letzte Zigarette
aus der letzten Schachtel.
*
Asketen fürchten
nur eins:
ihr Fett abzubekommen.
*
Fachleute
bevorzugen Schubladen.
*
Unterlassenes wiegt
in der Regel
schwerer als Begangenes.
*
Rechtslage.
Muss man einem Mörder
zu verstehen geben,
dass man nicht erschlagen
werden möchte?
*
Rufmord. Das Echo
plädiert auf Totschlag.
*
Gesetzlosigkeit ist
gerechter
als Rechtsbeugung.
*
Nach der Haftentlassung.
Unbekannt vollzogen.
*
Wer keinen Vergleich
scheut,
erspart sich das Urteil.
*
Der Prozess der Gesetzgebung
wird von denen gewonnen,
die über die einflussreicheren
Lobbyisten verfügen.
*
Die Lücken des
Gesetzes
haben sich hinter dem
Gefangenen geschlossen.
*
Eine zum Himmel
schreiende Gerechtigkeit.
*
Ein offenes Gesicht
ist die perfekte Maske.
*
Selbstzweifel, die
einen nur
beschleichen, lassen sich
bequem ignorieren.
*
Einen Fehler
einzugestehen, fällt leichter
als eine Verfehlung.
*
Vorratsdatenspeicher.
Wie nachlässig! Meine Tastatur
ist voller Fingerabdrücke.
*
Wenn die Leute meinen,
etwas zu wissen, glauben sie,
einem predigen zu dürfen.
*
Kloster. Behütetes
Glauben.
*
Der Mönch.
Er führt ein Gott
selbstgefälliges Leben.
*
Er will für mich
beten…
Ich kann das schon selber!
*
Die wenigsten Beichten
werden
von Priestern abgenommen.
*
Der Kardinal.
Ein rechter Scharlachtan.
*
Pontifex Pilatus.
*
Das Schiff Petri.
Ein alter Seelenverkäufer.
*
Manche Bischöfe
sind sich
für keinen Ecclat zu fein.
*
Der Besuch
einer Frühmesse ist etwas
für extreme Individualisten.
*
Die Christen schlagen
das Kreuz.
Und meinen den Gekreuzigten.
*
Der Mitrakult verliert
laufend
Anhänger ans Nirwana.
*
Eine Schneise der Versöhnung.
*
Nach der Auferstehung
dürfte vielen der Sinn
erst einmal nach einer kleinen
Seelenwanderung stehen.
*
Der Bub Joseph hatte
im gesamten Schuljahr keinen
einzigen Tag gefehlt und sonnte sich
den ganzen Sommer über im Ruf
seiner Unfehlbarkeit.
*
Jegliche Art von Umkehr
scheitert an der Einladung:
Du kannst jederzeit wieder
werden wie
wir!
*
Die Ohrenbeichte
ist gar nicht mehr gefragt.
Es wäre auch viel besser,
die Augen zur Beichte
zu schicken.
*
Wer ist der Nächste?
fragt die Bäckersfrau.
Ich! reckt sich der Christ.
*
Das Wort Kanonisieren
erinnert
doch sehr ans Kartätschen.
*
Der Theologe.
Er ist geschickt genug,
sich nicht festnageln zu lassen.
Schon gar nicht aufs Kreuz.
*
Täuscht euch nicht!
Auch die Atheisten sprechen ihr
Abendgebet - sie schließen
nur niemanden darin ein.
*
Hinge der Himmel
direkt über unseren Köpfen,
wollte niemand hinein.
*
Ein ewiges Leben?
Wenn der liebe Gott
nicht vorher hinwirft.
*
Bei der zu erwartenden
Dauer des Jüngsten Gerichtes
wird sich mancher dankbar
des Ältesten Gewerbes erinnern.
*
Was du nicht tätest,
wenn es Gott nicht gäbe,
lass ihm zu Ehren sein.
*
Ich halte das Leben
nicht
für solch ein Verbrechen,
dass man hinterher
vor einem höchsten Richter
zu erscheinen hätte.
*
Theologie.
Der umgekehrte Versuch,
aus Lehm Gott zu machen.
*
Glaubenswächter
lassen mit Vorliebe
fremde Seelen baumeln.
*
Wer verbietet, Gott
darzustellen,
hat eine allzu realistische
Vorstellung von ihm.
*
Auch der Teufel will
keine
Scherereien. Fährst du zur Hölle,
vergiss deinen Ausweis nicht!
*
Terroristen.
Sensibel bis zum Anschlag.
*
Orient und Desorient.
*
Frau Gott.
Ein klarer Fall von BiGotterie.
*
Menschwerdung. Gott
hat sich
aus dem Staub gemacht.
*
Ein witwenhaftes Wesen,
dem nur der Richtige
noch nicht gestorben ist.
*
Ihre größten
Auftritte
feierte sie an der Escala.
*
Der Ton macht die Musik.
Unglücklicherweise hat er
das absolute Gehör.
*
Es heißt, sie
sei gutmütig
aus reiner Bosheit.
*
Idealisten müssen nicht
zwangsläufig enttäuscht sein.
Sie können auch andere
enttäuschen.
*
Der betrogene Schmeichler.
Er ahnt nicht, wie recht er hat.
*
Was er sich früher
zu Herzen nahm, nimmt er sich
heute nur noch zur Brust.
*
Anerkennung erfreut,
Applaus beschämt.
*
Die Decke wird wissen,
warum sie den Leuten
auf den Kopf fällt.
Und nicht in den Schoß.
*
Sogar die Langeweile
hängt ihm
schon zum Hals heraus.
*
Den ganzen Spaziergang
über
beschäftigte ihn die Frage,
ob man von einem leichten
Regen überrascht werden kann.
*
Früher ließ
man
seine Augen wandern.
Heute schickt man sie joggen.
*
Eitler Sonnenschein.
Ich schütze mich
mit einem Regenschirm.
*
Wer über jeden schlecht redet,
spricht von dir gewiss nicht gut.
*
Täglich kommen sommers
ein Eis- und ein Obsthändler
ins Dorf. Hält der eine, bin ich
in Erwartung des anderen.
*
Ein mitfühlender Zeitgenosse.
Freundlich geht er von Tür zu
Tür,
entzündet eine Kerze,
legt eine Blume nieder und stellt
ein Schild auf… WARUM? ---
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Nicht die Träne
ist sentimental,
sondern das harte Herz,
das sie weint.
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Wer sich erinnert,
muss nicht zurückschauen.
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Die Goldwaage kommt
immer dann zum Einsatz,
wenn Tand gewogen wird.
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Ein Tag, kalt genug,
um sich daran zu erinnern, dass
Fäustlinge besser wärmen
als Fingerhandschuhe.
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Nichts eignet sich
besser
zum Ausrutschen
als der Schnee von gestern.
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Die Gegenwart -
ein steter Anachronismus.
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Die Wahrheit ist nicht
wählerisch.
Oftmals genügt es ihr schon,
dass sich jemand verplappert.
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In der Hoffnung,
für einen Querdenker gehalten
zu werden, legt er fleißig
seinen Kopf schief.
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Seine Gedankenwelt ist
so interessant und einladend
wie der Hochsicherheitstrakt
einer Haftanstalt. Er hat sie
voll im Begriff.
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Er äußert niemals
seinen Ärger,sondern immer nur
sein Unverständnis. So darf ihn
selbst der Allerdümmste
für nicht sehr gescheit halten.
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Umgekehrt äußert
er
sein Verständnis immer schon
zu einem Zeitpunkt, da noch
gar nicht feststeht, ob er
nicht auch zum Verstehen
wird gelangen können.
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Verständnis verhält
sich
zum Verstehen
wie Gnade zum Recht.
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Philosophen unter sich.
Diogenes zu Sokrates: Ich weiß,
dass du nichts weißt."
Sokrates zu Diogenes:
Geh mir aus der Tonne!"
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Eins wird Sokrates
gewusst haben: Dass ihm
ein glänzender Gedanke
gekommen war.
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Jean-Jacques Rousseau.
Ein naturbelassener Philosoph.
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In seinen Schriften
denkt er nach über die Natur.
Und in der Natur
über seine Schriften.
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Monokultur. Mancher
zieht
in seinem Gedankengarten
nichts als Vergleiche.
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Er gilt als ein
so origineller Kopf, dass er
vermutlich keinen Gedanken
zweimal denkt.
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Den Denker küsst
die Muse auf die Stirn.
Den Dichter auf den Mund.
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Man soll nie Nietzsche
sagen.
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Ein geistreicher Gedanke.
An den Bettelstabreim gekommen.
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Arme Klassiker!
Von jedermann herbeizitiert.
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Don Quichotte und Rosinante.
Manchmal lohnt es,
Ross und Reiter zu nennen.
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Ein gordischer Knoten.
Schlug sich so durch...
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Bodenloser Tiefsinn.
*
Einen Exhibitionisten
kann man nicht bloßstellen.
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Eine Organisation existiert
genau so lange, wie noch
ein Funktionär von ihr leben kann.
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Seit er sich ein zweites
Standbein
geschaffen hat, bewegt er sich
gar nicht mehr.
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Überflieger
können nirgends landen.
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Den Schwimmer schreckt nicht
die Tiefe, sondern die Weite
des Meeres.
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Der Lügner. Alle
seine
Träume werden wahr.
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Als sie seiner nicht
habhaft
werden konnten,
hängten sie seine Bilder auf.
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Festverankerte Überzeugungen
brauchen ständig
einen neuen Anstrich.
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Schlechte Kunst
verleugnet ihre Herkunft.
Und hofft auf Epigonen.
*
Auch schräge Musik
kann an glückliche Tage erinnern.
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Womit die trösten,
denen nichts fehlt?
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Der Spiegel.
Er lügt mir frech ins Gesicht!
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Für wirklich Wertvolles
kann man nichts kaufen.
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Der Not zu gehorchen
ist einfacher, als dem Überfluss
zu widerstehen.
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Freiräume
haben Gummiwände.
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Berufungen enden gerne
im Berufsmäßigen.
*
Nach der Therapie.
Ich armer Gesünder!
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Mancher muss sich erst
fangen,
bevor er frei atmet.
*
Alles eigens Betonte
wirkt nachträglich übertrieben.
*
Muss ich erst krank
werden,
damit du mich verwöhnst?
*
Die Wahrheit ist alles
Erlebte.
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Voreilige Schlüsse
soll man ziehen lassen.
*
Nicht jede Ursache
weiß um ihre Wirkung.
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Wer sich selber kennt,
hat vielleicht einen Bekannten.
Aber noch keinen Freund.
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Es liegt ihm etwas
auf der Zunge,
das will nicht zergehen.
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Hätten wir gelernt,
in den Tag hinein zu leben,
stünden wir nicht jeden Abend
so ratlos vor seinem Ausgang.
*
Ein abendfüllender
Gedanke.
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Schweigeminute.
Ein gemeinplätziges Stillesein.
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Das Omega ist der Torbogen,
durch den auch das Alpha muss.
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Wendest du dich
an den lieben Gott, denk daran:
Es geht ihm gerade so wie dir.
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Meine taumeligen
Schmetterlingsgedanken.
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Im Nachhinein
gibt´s überall Spuren.
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Weniger ist mehr.
Mehr oder weniger.
*
Das Buch des Lebens.
Eventuell noch antiquarisch.
*
Das schwerste Schicksal?
Keins gehabt zu haben.
*
Bin ich denn nichts?
schluchzte
das Nichts. Untröstlich.
*
Zu guter Letzt:
Erhebt die Herzen und tragt
die Nasen nicht so hoch!
*
Stille trat ein, und
er
nickte ihr zerstreut zu.
*
Herbst... Ihn frömmelt.
Mach
dir keinen Kopf | Ein
Kopf muss sich nicht behaupten
Aphorismen-Notizen | Sammelband Aphorismen
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